Malspiel im Malort

Das Malspiel ist ein wunderbares Geschehen, welches jeder Mensch genießen kann. Im beschützenden Malort, in dem Wertung und Deutung von Bildern ausgeschlossen sind, wird die gemalte Spur nicht mit einer Erwartung verbunden. So kann das unbeschwerte Malspiel entstehen, das Kinder und Erwachsene von hemmenden Vorurteilen befreit und zu einem natürlichen Selbstbewusstsein führt. Jeder Mensch, egal welchen Alters, kann diesem Spiel folgen und allein aus der Quelle der organischen Erinnerung heraus schöpfen. Es ist ein genussvolles Erleben von Verbundenheit mit der Gruppe und größtmöglicher Freiheit für seine eigenen Bedürfnisse.

Der Erfinder des Malortes ist Arno Stern. Als eine Person der Öffentlichkeit kennen ihn viele Menschen aus der Presse oder dem Film "ALPHABET" von Erwin Wagenhofer. Er gründete 1950 seinen ersten Malort in Paris. Seitdem entwickelt er in einer wundersamen und leidenschaftlichen Art und Weise seine Therorie über die ursprüngliche Ausdrucksform: die Formulation. Um dies zu bekräftigen greift er nicht nur auf die jahrelange Erfahrung im Malort zurück, sondern er reiste auch zu den Nomaden nach Peru, Afghanistan, Nigeria und Papua-Neuguinea. Alle Kinder durchlaufen eine ähnliche Entwicklung. Punkte ("Punktili") und Drehbewegungen ("Giruli") werden zu Erstfiguren, Strahlen- und Grätenfiguren. Im Wiederholen und in der völlig wertfreien Umgebung des Malortes kann mit der Anwesenheit der dienenden Person eine zeichnerische Ursprache entstehen. Sie wird von einer vorgeburtlichen Erinnerung gespeist. Jeder Mensch, egal welchen Alters kann diesen genußvollen Zustand erreichen. 

 

Der Malort ist in der heutigen, schnelllebigen Zeit ein Ort der Beständigkeit. Mit Malwänden ausgekleidet gelangt kein Einfluß von aussen in den Malort. Auch die Fenster sind von ihnen bedeckt. Jeder Platz zum Malen, darum geht es ja in einem Malort, soll genutzt sein. Der Raum ist perfekt ausgeleuchtet. Auch so kann an jeder Stelle des Raumes uneingeschränkt gemalt werden.

 

In der Mitte des Raumes befindet sich der Palettentisch. Wie ein Musikinstrument, das nur gestimmt die wunderschönen Töne hervorbringt, sollte auch hier alles stimmen. Die Pinsel und Farben sind geordnet. Der sorgfältige Umgang mit den Materialien bestimmt das Geschehen. Gleichbedeutend ist dies auch die Voraussetzung für die Wertschätzung der eigenen Person. Denn Jedes "Malkind" wird ernst genommen und in dem unterstützt, was es benötigt. Dabei wird auf Werte wie Höflichkeit oder Verhaltensregeln verzichtet. Wir konzentrieren uns im Malort auf das Wichtigste. Das hinterlassen von Spuren.

Eine Reise in den Malort!